Schwäbische Zeitung 27.03.2007
Durchs Netz geblinzelt
SV Baustetten trotzt dem Winter

Von Andreas Wagner und Reiner Schick
 
Wir hatten es schon am vergangenen Montag geahnt, als die ersten Flocken eine hauchzarte Schneedecke über die heiligen Fußballfelder zauberten. Gewiss haben unsere diesbezüglich speziellen Freunde der Kreisliga A, Staffel 1, sofort zum Telefonhörer gegriffen und bei Staffelleiter Erich Lämmle Alarm geschlagen. Spätestens als sich die Nachboten des Winters bis zur Wochenmitte nicht verziehen wollten, war die erste Spielausfallwelle am Wochenende nicht mehr abzuwenden. Die verheerende Bilanz im Bezirk Riß: Drei Landesliga, vier Bezirksliga-, acht Kreisliga A- und 16 Kreisliga-B-Mannschaften waren gezwungen, den frühlingshaften Sonntag abseits des Fußballplatzes zu verbringen. Und das Fatale daran: Leidtragende sind die ohnehin Vernachlässigten unserer Gesellschaft – die Familien, deren Väter nun an Ostern statt mit Gattin und Kind Ausschau nach Eiern zu halten auf Punktesuche für ihren Fußballklub gehen müssen. An den Feiertagen finden nämlich die meisten Nachholspiele statt.
 

Der Rasen bespielbar, die Stürmer treffsicher: Der SV Baustetten
(im Bild Erhan Baki) hat der Wintereinbruch am Wochenende 
nicht geschadet. Foto: Volker Strohmaier 
Bereits zwei Wochen vor Ostern hat der SV Baustetten seinem Gast aus Donzdorf besonders viele Eier ins Nest gelegt. Mit dem 8:0 gegen den FC Donzdorf gelang dem Aufsteiger der bisher höchste Sieg der Verbandsliga-Saison. Gleichzeitig polierte der SVB damit seine Trefferquote auf, die zuvor arg gelitten hatte. Die mangelhafte Chancenverwertung schien Baustettens Trainer Gursel Purovic allmählich in den Wahnsinn zu treiben. „Zehn hundertprozentige Chancen haben wir vergeben und dazu noch zehn neunzigprozentige“, sinnierte Purovic vor einer Woche nach der Partie in Bissingen. Statt schon da auf einen Kantersieg anzustoßen, ging der SVB aus dem hochprozentigen Spiel aber als 0:2-Verlierer hervor.
„Ich habe immer gesagt, dass die Mannschaft in einer guten Verfassung ist, und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Spieler ins Tor treffen“, zeigte sich Gursel Purovic erleichtert, dass gegen Donzdorf der Knoten platzte. Dass der Ball gleich achtmal ins Tor flog, nahm Purovic gelassen hin. „Man darf das nicht überbewerten. Der Gegner hat es uns nach dem 4:0 leicht gemacht. Statt sich mehr auf die Defensive zu konzentrieren, griff Donzdorf weiter an und ermöglichte uns erfolgreiche Konter“, so der Trainer, der sich besonders über die Ausbeute seiner Stürmer freute: „Florian Hartmann traf dreimal, Erhan Baki zweimal, und auch Daniel Rölle erzielte ein Tor.“ Einen Treffer erzielte auch Nikolaos Liolios, von dem das nicht erwartet wird, weil er defensive Aufgaben hat. Doch der junge Grieche hat auch Offensivqualitäten, und dafür spendierte sein Trainer ein Extra-Lob: „Liolios hat sensationell gespielt, war an fast allen Toren beteiligt“, so Purovic. „Er hat eine gute Entwicklung hinter sich, war vor zwei Jahren noch Ersatzmann bei einem Bezirksligisten.“ Damals spielte er noch für den FV Olympia Laupheim II.
Es hätte nicht viel gefehlt, und in Baustetten wäre am Samstag nicht viel passiert. Der Schnee am Morgen ließ die Verantwortlichen des Vereins darüber nachdenken, die Partie gegen Donzdorf abzusagen. Was nicht im Sinne von Mannschaft und Trainer gewesen wäre. „Ich wollte unbedingt spielen und habe mich durchgesetzt“, leistete Purovic Überzeugungsarbeit. „Meine Mannschaft war fit und komplett, der Platz war schon nachmittags wieder gut bespielbar, und die Sonne zeigte sich sogar.“ Für richtig gute Laune sorgte dann der erste Baustetter Erfolg nach der Winterpause. Die Diskussionen vom Vormittag waren vergessen. „Ich mag gar nicht dran denken, was gewesen wäre, wenn wir verloren hätten. Dann wären wahrscheinlich alle auf mich losgegangen“, meinte Purovic mit einem Augenzwinkern. Und auch die Familienangehörigen der Baustetter Kicker dürfen sich darüber freuen, dass das Spiel nicht abgesagt worden ist: Ostern bleibt damit fußballfrei. 

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