Vieles nur Stückwerk
in Baustetten
Baustetten - Die zweite Lektion. Gegen
Kirchheim besiegelten individuelle Fehler, mangelnde Cleverness und fehlendes
Stehvermögen die 1:3-Niederlage, die Gründe für das 0:2
beim ebenfalls recht grün wirkenden Mitaufsteiger SV Baustetten lagen
im Zweikampfverhalten und Spielaufbau.
Zum ersten Spiel der Gärtringer entsendete
Baustettens Coach Gursel Purovic seine Späher. "Mir wurde gesagt,
das sei eine spielerische gute Mannschaft", sagte er. Und deshalb standen
unter der Woche fast ausschließlich Zweikämpfe auf dem Trainingsplan.
"Schließlich entscheiden oft Kleinigkeiten, wenn sich zwei Neulinge
gegenüberstehen." Seine Taktik mit dem 2:0 über den schwachen
FC Gärtringen auf. "Weil wir einen Tick aggressiver waren."
Von einer "Riesenenttäuschung" sprach
dafür der verletzte Gärtringer Spielertrainer Martin Oßwald.
"Wir hatten uns so viel vorgenommen, aber sehr wenig davon umgesetzt."
Warum seine Mannschaft dem eigenen Leistungsvermögen hinterherhinkt?
"Wir halten nicht richtig dagegen", hat Oßwald festgestellt. "Ich
wünsche mir wesentlich mehr Laufbereitschaft. Und Spieler, die auf
dem Platz Verantwortung übernehmen. Da muss einfach mehr kommen."
Was umso wichtiger wäre, so lange Oßwald seiner Mannschaft auf
dem Platz nicht helfen kann.
Nach nur 44 Sekunden waren alle taktischen
Planspiele der Gäste Makulatur. "Vom Anspiel weg den Ball verloren,
zu passiv gespielt und ein Pass in die Spitze", musste Oßwald hilflos
mit ansehen, wie Timo Sauer gegen Bahi Fersengeld bezahlte und der Baustettener
mit einem überlegten Abschluss sein Team 1:0 in Front brachte. "Für
die Jungs ein Schock", so Oßwald. Für ihn bei diesem Grand ohne
Vier, neben ihm fehlten mit Philipp Braun, Christian Hayer und Peter Merkle
noch drei Stammkräfte, aber noch lange kein Grund, sich nicht energisch
die folgenden 89 Minuten zu wehren. "Ein frühes Tor macht bei gleich
starken Teams viel aus", so Purovic, "uns gab es zusätzlich Sicherheit."
In der Defensive fehlte bei Gärtringen
die Ordnung, kaum einer der sich nicht einen Patzer leistete. Baustetten
störte schon weit in der FCG-Hälfte und zwang die verunsicherten
Gegenspieler zu Fehlern. Wie nach elf Minuten, als Sauer den laufstarken
Ayten ziehen lassen musste. Oder in der 23. Minute, als erneut Ayten erst
an FCG-Keeper Wolfgang Brodbeck scheiterte.
Gärtringer Möglichkeiten? Nahezu
Fehlanzeige. "Wir haben es nur ein einziges Mal durch Timo Renz geschafft,
den Ball in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu spielen", ärgerte
sich Oßwald, dass bei dieser Hereingabe kein Abnehmer da war. "Ansonsten
nur Standardsituationen oder Verzweiflungsschüsse. Eine hundertprozentige
Chance hatten wir nicht." Was auch daran lag, dass vieles zu statisch angelegt
war, die Anspielstationen abgemeldet waren und nur selten flüssige
Kombinationen aufkamen. Einzig Manuel Pflumm (26.) und Timo Prokopp (29.)
mit Freistößen, Holger Betzel (30.) mit einem Schuss aus der
zweiten Reihe und Timo Renz (38.) peppten die Angriffsbilanz etwas auf.
Echte Torgefahr konnten die Gärtringer
damit trotz leichter Überlegenheit aber nicht entwickeln. Genauso
wenig, wie sie im zweiten Durchgang kämpferisch einen Zahn zulegten.
Baustetten gewann mehr Zweikämpfe, übernahm das Kommando im Mittelfeld,
war aber bei den zahlreichen Kontern nicht entschlossen genug. Einmal bügelte
Brodbeck einen Patzer von Betzel gegen Buck (61.) aus, dann klärte
er gegen Hartmann (64.).
Auf der anderen Seite war es Pflumm, der
nach Ecken dreimal (62./67./69.) für Gefahr sorgte. Aber bei ihm fehlten
genauso die berühmten Zentimeter wie bei Frank Huber (73.). Ansonsten
gingen zu viele im Gärtringer Mittelfeld weiter auf Tauchstation.
Anders die Platzherren, bei denen Ayten (74.) die Vorentscheidung vergab.
Fünf Minuten später machte dafür Birk-Braun im dritten Anlauf
alles klar, bevor Romer (84.) nur den Innenpfosten traf.
Nächsten Freitag in Fellbach muss der
FC Gärtringen zeigen, dass er die ersten beiden Lektionen verstanden
hat. Denn an der Tabelle lässt sich unschwer ablesen, dass der Abstiegskampf
bereits begonnen hat.
FC Gärtringen: Brodbeck, Huber, Kevric,
Pflumm, Hulko, Kehl, Betzel, Sauer, Renz, Prokopp (81. Hauer), Sawodniok.
Tore: 1:0 (1.) Bahi, 2:0 (79.) Birk-Braun. Schiedsrichter: Bertsch (Ringingen).
Zuschauer: 300.
Trainingsgäste in Hildrizhausen
Auf der Hinfahrt nach Baustetten steckten
die Verbandsliga-Fußballer des FC Gärtringen am Albaufstieg
beinahe 20 Kilometer im Stau. Hinterher stockte ihr Spiel beim Mitaufsteiger.
Dabei sollte das erste Auswärtsspiel, das man mit einem Trauerflor
für den am Freitag verstorbenen ehemaligen Jugendleiter Adi Kiri bestritt,
ganz anders verlaufen.
"Zwischen Landesliga und Verbandsliga ist
ein großer Unterschied", impft der verletzte FCG-Spielertrainer Martin
Oßwald seinen Spielern immer wieder ein. "Baustetten hatte die bessere
Zweikampfbilanz, wir haben zu wenig gearbeitet." Dazu fehlten nach den
verletzungsbedingten Ausfällen von Oßwald und Philipp Braun,
mit beiden ist in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr zu rechnen, auch
Peter Merkle sowie Christian Hayer gleich vier wichtige Akteure und Alternativen.
Am Samstag saßen mit dem zuvor lange verletzten Bernd Hauer sowie
den Defensivakteuren Kornelius Döttling und Denis Eckert nur noch
drei Spieler auf der Bank.
Kleiner Trost: Baustettens Trainer Gursel
Purovic ist sich sicher, dass sich bei Gärtringen Erfolge einstellen
werden. "Martin Oßwald ist ein Fuchs. Er weiß, was zu tun ist.
Und wenn die Gärtringer im nächsten Spiel gewinnen, sieht die
Welt gleich ganz anders aus."
Apropos andere Welt: Auf dem Baustettener
Sportgelände befindet sich die Umkleidekabine etliche Meter vom Fußballplatz
- deshalb erfolgte die Passkontrolle und die Halbzeitansprache kurioserweise
auf dem Spielfeld. Auch das gibt's in der Verbandsliga.
Eminent wichtig ist der 4:1-Heimsieg für
den TSV Hildrizhausen, auch wenn das 0:0 in Laupheim vielleicht sogar noch
höher zu bewerten ist. Trainer Uli Eipper: "Diese drei Punkte sind
wichtig, denn ich gehe davon aus, dass wir mit dem SV Fellbach auf Augenhöhe
sind." Dass es sich gar um drei Punkte gegen den Abstieg handeln könnte,
wies Uli Eipper weit von sich: "Das Wort Abstieg oder Abstiegskampf nehme
ich nicht in den Mund, auch wenn wir natürlich wissen, dass das Ziel
nur Klassenerhalt heißen kann und wir dafür jeden Punkt brauchen."
Dass seine Mannschaft erneut an ihre Belastungsgrenze
gehen musste, blieb ihm natürlich nicht verborgen. Wenn man dann noch
berücksichtigt, dass mit Lars Bayer, Armin Mahrla und Mathias Steinhübel
drei Akteure auf der Bank saßen, die überhaupt nicht am Trainingsprogramm
teilnahmen, dann kann man erahnen, wie dünn und brüchig die Personaldecke
geworden ist.
Aber vielleicht erhält der Hildrizhauser
Coach in naher Zukunft personelle Verstärkung von TuS Metzingen beziehungsweise
dem SC Tuttlingen, nachdem sich zwei Trainingsgäste eingefunden hatten.
Doch damit wollte er seinem Präsidenten Helmut Hörmann nicht
vorgreifen, der aus geschäftlichen Gründen fehlte. "Wir müssen
noch die Wechselbedingungen klären. Dann sieht man weiter."
Vorerst darf Uli Eipper zusammen mit seiner
Truppe die ersten Verbandsligafrüchte genießen. |