Böblinger Bote 04.09.2006
Vieles nur Stückwerk in Baustetten

Baustetten - Die zweite Lektion. Gegen Kirchheim besiegelten individuelle Fehler, mangelnde Cleverness und fehlendes Stehvermögen die 1:3-Niederlage, die Gründe für das 0:2 beim ebenfalls recht grün wirkenden Mitaufsteiger SV Baustetten lagen im Zweikampfverhalten und Spielaufbau.

Zum ersten Spiel der Gärtringer entsendete Baustettens Coach Gursel Purovic seine Späher. "Mir wurde gesagt, das sei eine spielerische gute Mannschaft", sagte er. Und deshalb standen unter der Woche fast ausschließlich Zweikämpfe auf dem Trainingsplan. "Schließlich entscheiden oft Kleinigkeiten, wenn sich zwei Neulinge gegenüberstehen." Seine Taktik mit dem 2:0 über den schwachen FC Gärtringen auf. "Weil wir einen Tick aggressiver waren."
Von einer "Riesenenttäuschung" sprach dafür der verletzte Gärtringer Spielertrainer Martin Oßwald. "Wir hatten uns so viel vorgenommen, aber sehr wenig davon umgesetzt." Warum seine Mannschaft dem eigenen Leistungsvermögen hinterherhinkt? "Wir halten nicht richtig dagegen", hat Oßwald festgestellt. "Ich wünsche mir wesentlich mehr Laufbereitschaft. Und Spieler, die auf dem Platz Verantwortung übernehmen. Da muss einfach mehr kommen." Was umso wichtiger wäre, so lange Oßwald seiner Mannschaft auf dem Platz nicht helfen kann.
Nach nur 44 Sekunden waren alle taktischen Planspiele der Gäste Makulatur. "Vom Anspiel weg den Ball verloren, zu passiv gespielt und ein Pass in die Spitze", musste Oßwald hilflos mit ansehen, wie Timo Sauer gegen Bahi Fersengeld bezahlte und der Baustettener mit einem überlegten Abschluss sein Team 1:0 in Front brachte. "Für die Jungs ein Schock", so Oßwald. Für ihn bei diesem Grand ohne Vier, neben ihm fehlten mit Philipp Braun, Christian Hayer und Peter Merkle noch drei Stammkräfte, aber noch lange kein Grund, sich nicht energisch die folgenden 89 Minuten zu wehren. "Ein frühes Tor macht bei gleich starken Teams viel aus", so Purovic, "uns gab es zusätzlich Sicherheit."
In der Defensive fehlte bei Gärtringen die Ordnung, kaum einer der sich nicht einen Patzer leistete. Baustetten störte schon weit in der FCG-Hälfte und zwang die verunsicherten Gegenspieler zu Fehlern. Wie nach elf Minuten, als Sauer den laufstarken Ayten ziehen lassen musste. Oder in der 23. Minute, als erneut Ayten erst an FCG-Keeper Wolfgang Brodbeck scheiterte.
Gärtringer Möglichkeiten? Nahezu Fehlanzeige. "Wir haben es nur ein einziges Mal durch Timo Renz geschafft, den Ball in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu spielen", ärgerte sich Oßwald, dass bei dieser Hereingabe kein Abnehmer da war. "Ansonsten nur Standardsituationen oder Verzweiflungsschüsse. Eine hundertprozentige Chance hatten wir nicht." Was auch daran lag, dass vieles zu statisch angelegt war, die Anspielstationen abgemeldet waren und nur selten flüssige Kombinationen aufkamen. Einzig Manuel Pflumm (26.) und Timo Prokopp (29.) mit Freistößen, Holger Betzel (30.) mit einem Schuss aus der zweiten Reihe und Timo Renz (38.) peppten die Angriffsbilanz etwas auf.
Echte Torgefahr konnten die Gärtringer damit trotz leichter Überlegenheit aber nicht entwickeln. Genauso wenig, wie sie im zweiten Durchgang kämpferisch einen Zahn zulegten. Baustetten gewann mehr Zweikämpfe, übernahm das Kommando im Mittelfeld, war aber bei den zahlreichen Kontern nicht entschlossen genug. Einmal bügelte Brodbeck einen Patzer von Betzel gegen Buck (61.) aus, dann klärte er gegen Hartmann (64.).
Auf der anderen Seite war es Pflumm, der nach Ecken dreimal (62./67./69.) für Gefahr sorgte. Aber bei ihm fehlten genauso die berühmten Zentimeter wie bei Frank Huber (73.). Ansonsten gingen zu viele im Gärtringer Mittelfeld weiter auf Tauchstation. Anders die Platzherren, bei denen Ayten (74.) die Vorentscheidung vergab. Fünf Minuten später machte dafür Birk-Braun im dritten Anlauf alles klar, bevor Romer (84.) nur den Innenpfosten traf.
Nächsten Freitag in Fellbach muss der FC Gärtringen zeigen, dass er die ersten beiden Lektionen verstanden hat. Denn an der Tabelle lässt sich unschwer ablesen, dass der Abstiegskampf bereits begonnen hat.

FC Gärtringen: Brodbeck, Huber, Kevric, Pflumm, Hulko, Kehl, Betzel, Sauer, Renz, Prokopp (81. Hauer), Sawodniok. Tore: 1:0 (1.) Bahi, 2:0 (79.) Birk-Braun. Schiedsrichter: Bertsch (Ringingen). Zuschauer: 300.


Trainingsgäste in Hildrizhausen

Auf der Hinfahrt nach Baustetten steckten die Verbandsliga-Fußballer des FC Gärtringen am Albaufstieg beinahe 20 Kilometer im Stau. Hinterher stockte ihr Spiel beim Mitaufsteiger. Dabei sollte das erste Auswärtsspiel, das man mit einem Trauerflor für den am Freitag verstorbenen ehemaligen Jugendleiter Adi Kiri bestritt, ganz anders verlaufen.
"Zwischen Landesliga und Verbandsliga ist ein großer Unterschied", impft der verletzte FCG-Spielertrainer Martin Oßwald seinen Spielern immer wieder ein. "Baustetten hatte die bessere Zweikampfbilanz, wir haben zu wenig gearbeitet." Dazu fehlten nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Oßwald und Philipp Braun, mit beiden ist in diesem Jahr voraussichtlich nicht mehr zu rechnen, auch Peter Merkle sowie Christian Hayer gleich vier wichtige Akteure und Alternativen. Am Samstag saßen mit dem zuvor lange verletzten Bernd Hauer sowie den Defensivakteuren Kornelius Döttling und Denis Eckert nur noch drei Spieler auf der Bank.
Kleiner Trost: Baustettens Trainer Gursel Purovic ist sich sicher, dass sich bei Gärtringen Erfolge einstellen werden. "Martin Oßwald ist ein Fuchs. Er weiß, was zu tun ist. Und wenn die Gärtringer im nächsten Spiel gewinnen, sieht die Welt gleich ganz anders aus."
Apropos andere Welt: Auf dem Baustettener Sportgelände befindet sich die Umkleidekabine etliche Meter vom Fußballplatz - deshalb erfolgte die Passkontrolle und die Halbzeitansprache kurioserweise auf dem Spielfeld. Auch das gibt's in der Verbandsliga.
Eminent wichtig ist der 4:1-Heimsieg für den TSV Hildrizhausen, auch wenn das 0:0 in Laupheim vielleicht sogar noch höher zu bewerten ist. Trainer Uli Eipper: "Diese drei Punkte sind wichtig, denn ich gehe davon aus, dass wir mit dem SV Fellbach auf Augenhöhe sind." Dass es sich gar um drei Punkte gegen den Abstieg handeln könnte, wies Uli Eipper weit von sich: "Das Wort Abstieg oder Abstiegskampf nehme ich nicht in den Mund, auch wenn wir natürlich wissen, dass das Ziel nur Klassenerhalt heißen kann und wir dafür jeden Punkt brauchen."
Dass seine Mannschaft erneut an ihre Belastungsgrenze gehen musste, blieb ihm natürlich nicht verborgen. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass mit Lars Bayer, Armin Mahrla und Mathias Steinhübel drei Akteure auf der Bank saßen, die überhaupt nicht am Trainingsprogramm teilnahmen, dann kann man erahnen, wie dünn und brüchig die Personaldecke geworden ist.
Aber vielleicht erhält der Hildrizhauser Coach in naher Zukunft personelle Verstärkung von TuS Metzingen beziehungsweise dem SC Tuttlingen, nachdem sich zwei Trainingsgäste eingefunden hatten. Doch damit wollte er seinem Präsidenten Helmut Hörmann nicht vorgreifen, der aus geschäftlichen Gründen fehlte. "Wir müssen noch die Wechselbedingungen klären. Dann sieht man weiter."
Vorerst darf Uli Eipper zusammen mit seiner Truppe die ersten Verbandsligafrüchte genießen.

zum Artikel der Schwäbischen Zeitung