Schwäbische Zeitung 16.10.2006
Hartmanns Hattrick belohnt den SVB

BAUSTETTEN (aw) - Mit dem 3:0-Sieg vor 1200 Zuschauern im Derby gegen den FV Olympia Laupheim hat der SV Baustetten für eine Überraschung gesorgt. Unerwartetes präsentierte der Verbandsliga-Aufsteiger, der nun in der Tabelle vor dem Stadtrivalen liegt, aber schon vor dem Anpfiff.
 
Erstmals in der Baustetter Aufstellung tauchte der Name Jan Melichercik auf – den Fans in und um Laupheim bekannt als Spieler beim FV Olympia im Jahr 2004. Ausgerechnet gegen den ehemaligen Verein tauchte der 33-jährige Slowake wieder in der Region auf. Gursel Purovic, damals sein Trainer bei der Olympia, ließ den Kontakt zu Melichercik nie abreißen und sieht in ihm den Baustein in der Defensive des SV Baustetten, der ihm seit dem Abschied von Paul-Alain Yebga-Nyebel fehlte. Da machte es auch nichts aus, dass Melichercik im vergangenen halben Jahr nicht mehr spielte, weil er in Norditalien arbeitet. Fit hielt er sich dennoch, davon konnte sich Purovic bei der ersten und bisher einzigen Trainingsteilnahme von Melichercik am Freitag überzeugen. „Ich habe gesehen, dass er die Fitness mitbringt, und deshalb hat er im Derby gespielt.“

So jubelte der „Mann des Mittags“ beim Frühschoppen-Derby in 
Baustetten: SVB-Stürmer Florian Hartmann, der alle drei 
Treffer für sein Team erzielte. SZ-Fotos: Volker Strohmaier
Melichercik rückte ins Deckungszentrum und spielte bei seinem Debüt, als wäre er schon länger da. „3:0 sagt alles“, kommentierte der neue Mann seine und die Mannschaftsleistung. „Er hat sich sofort bei uns eingefunden“, sagte Kapitän Christian Scheffold, der durch die Hereinnahme des Slowaken auch eine neue Rolle bekam: im offensiven Mittelfeld. „Mit ihm kam noch mehr Schnelligkeit in unser Offensivspiel“, so Purovic, „er ist ein idealer Konterspieler.“ Im Derby stach der Trumpf, der Kapitän bereitete das zweite Tor durch Florian Hartmann mit einem Pass mustergültig vor und gehörte zu den auffälligsten Spielern in einer durchweg stark besetzten Baustetter Mannschaft.
Nur die achte Minute störte etwas das Bild. Nachdem im Strafraum Florian Hartmann, sonst beim SVB für Elfmeter zuständig, gefoult worden war, schritt Scheffold zum Punkt. „Das ist so abgemacht: Wenn Hartmann gefoult wird, schieße ich“, so Scheffold. Er vergab die große Möglichkeit, was ihm aber keiner der Mitspieler übel nahm. Im Gegenteil: Man habe sich in der Halbzeitpause geschworen, sich besonders für den unglücklichen Kapitän reinzuhängen, sagte Florian Hartmann. Für ihn gilt dies in besonderem Maße. Mit einem Hattrick in der zweiten Halbzeit sorgte der 30-jährige Stürmer – nach Melicherciks Kommen nicht mehr ältester Spieler seines Teams – für die Tore. Für ihn war der Sieg etwas Besonderes, wie sein überschwänglicher Jubel nach jedem Tor verriet. „Ich hatte vor zwei Jahren schon bei Laupheim unterschrieben, bevor der Wechsel doch scheiterte“, erinnerte Hartmann an seine persönliche Derby-Vorgeschichte.
Die hatte auch Gursel Purovic, Ex-Trainer der Olympia. Er freute sich über den Derbysieg und vor allem die Art, wie er herausgespielt wurde. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Mit solch einer Einstellung der Spieler kann man eigentlich nicht verlieren.“ Die Einstellung machte auch für Hattrick-Hartmann den Unterschied an diesem Sonntagmorgen aus. „Unser Wille zum Sieg war größer, das hat man von der ersten Minute an gemerkt.“
Das Ergebnis spiegelte dies wider, fand nicht nur Christian Scheffold. „Gegen Ditzingen (Der SVB gewann vor zwei Wochen 1:0; Anm. d. Red.) hatten wir noch eine große Portion Glück benötigt“, so der Kapitän, „aber das 3:0 gegen Laupheim war ein alles in allem verdienter Sieg.“

Viele Einzelkönner, aber keine Einheit

BAUSTETTEN (mam) - Wie sollte man sich gestern Mittag nach den 90 Minuten auf dem Sportgelände in Baustetten als Anhänger von Olympia Laupheim fühlen? Wütend, verschämt, traurig. Wohl von allem etwas, hatte die Mannschaft doch einen indiskutablen Eindruck hinterlassen. Vor allem nach der Pause.
 

So sehen Verlierer aus: Olympia-Kapitän Udo Schrötter war über
die 0:3-Niederlage nicht sehr amüsiert.
„Nach dem Wechsel hat sich meine Mannschaft von Baustetten herspielen lassen. Das geht so nicht“, war auch Laupheims Trainer Klaus Weisbrich eine Mischung aus begossenem Pudel und angeschlagenem Boxer, der gleich von seinen Fäusten Gebrauch machen wird. Bereits vor dem Pausentee hatten die zahlreichen Anhänger der Olympia unter den rund 1200 Zuschauern kaum Grund zur Freude. Nur zwischen der 20. und 30. Minute hatte man den Eindruck, dass hier ein Team auf dem Platz steht, das gewinnen will. Genau in dieser Phase hatte dann auch Ali Kanik mit seinem sehenswerten Linksschuss aus über 20 Metern Pech, dass der Ball vom Innenpfosten nicht ins Tor sprang. Doch das wäre schon zuviel des Guten gewesen. Baustetten war schon in Halbzeit eins die bessere, weil agressivere Mannschaft.
„Auf dem Papier haben wir die besseren Einzelspieler, aber als Einheit haben wir uns heute nicht präsentiert“, resümierte Hans-Jörg Honold die Partie, bei der der Laupheimer Stürmer noch zu den Besseren gehörte. Zumindest in der Anfangsphase konnte der Ex-Heidenheimer noch ein paar Akzente setzen. Insgesamt fehlte die Unterstützung aus dem Mittelfeld. Die beiden Spitzen hingen in der Luft und konnten so kaum gefährlich werden, was auf Baustetter Seite Florian Hartmann – nicht nur wegen seiner drei Treffer – das gesamte Spiel über war. „Wir haben das Spiel im Mittelfeld verloren. Dort wurden zu wenig getan. Nach vorne ging gar nichts“, ging Weisbrich hart ins Gericht mit seiner Kreativabteilung. Es lief wenig bis nichts zusammen, lediglich Kanik versuchte etwas Linie ins Spiel zu bringen. Doch allein war auch er überfordert.
Besser wurde es erst nach der Einwechslung von Joachim Zweifel, der sich auch mal was traute und spielerisch für Belebung sorgte. Und das nach dreiwöchiger Verletzungspause und immer noch bandagiertem Knie. Ganz angefressen von dem Spiel war offenbar Kapitän Udo Schrötter, der zu keinem Kommentar zu bewegen war. Immer wieder hatte er versucht, das Spiel von hinten anzukurbeln, doch meist fehlten die Anspielstationen. Schrötter war buchstäblich stinksauer. Verständlich nach diesem Spiel, das ging den Laupheimer Fans nicht anders. Daran konnte auch das knusprige Spanferkel an dem trüben Oktobersonntag wohl nichts mehr ändern.

Die Höhepunkte

6. Minute: Olympia-Torwart Steeb lenkt einen Freistoß-Aufsetzer von Hartmann mit Mühe zur Ecke.
8.: Hartmann setzt sich gegen Laupheims Verteidiger Klingenstein durch, der sich nur mit einem Foul im Strafraum zu helfen weiß. Scheffold scheitert beim Elfmeter an Steeb, ebenso Lioliu beim Nachschuss.
14. SVB-Neuzugang Melichercik steht bei Germans viel versprechendem Schuss goldrichtig und wehrt ihn ab.
15. Laupheims Kanik nimmt den Ball mit seiner linken „Klebe“ aus der Luft – der 20-Meter-Schuss kracht an den rechten Pfosten.
25. Ayten (SVB) hebt den Ball aus 15 Metern knapp am langen Eck vorbei.
32. Kaniks Schlenzer aus 20 Metern landet ebenfalls knapp neben dem Tor.
51. Buck flankt, Hartmann köpft aus kurzer Distanz übers Tor.
52. 1:0 für den SV Baustetten! Eine Flanke von Erkan Ayten befördert Hartmann mit einem sehenswerten Scherenschlag ins rechte untere Eck.
60. Nach einem Pass von Scheffold enteilt Hartmann von der Mittellinie aus der Laupheimer Abwehr und vollendet cool zum 2:0 für den SVB!
66. Erst jetzt wacht die Olympia ein wenig auf, und die beiden Eingewechselten setzen sich in Szene: Nach einem Eckball von Zweifel köpft Linder übers Tor
77. Nach einem Freistoß des ebenfalls eingewechselten Sopic köpft Schrötter nicht hart, aber platziert aufs Tor – Lemke lenkt den Ball gerade noch um den Pfosten.
84. Freistoß Unsöld, Honold köpft aus kurzer Distanz und spitzem Winkel vorbei.
86. Kanik stoppt Hartmann vor dem Strafraum unfair und sieht „Gelb-Rot“. Den fälligen Freistoß hebt Ayten an die Querlatte.
88. Baustetten kontert mustergültig über Buck und Ayten auf Hartmann, der überlegt das 3:0 markiert. (reis)

Stenogramm

SV Baustetten – FV Olympia Laupheim 3:0 (0:0). 
SVB: Lemke – Melichercik – Romer, Fresz – Böhringer, Lioliu, Birk-Braun, Scheffold (94. Bonsignore), Buck – Ayten, Hartmann (90. Divic). 
Olympia: Steeb – Mayer, Schrötter, Klingenstein, Hiller (61. Linder) – German (70. Sopic), Unsöld, Kanik, Koc (59. Zweifel) – Regenbogen, Honold. 
SR: Dürr (Herlikofen). 
Gelb-Rot: Kanik (86./Foulspiel). 
Tore: 1:0/2:0/3:0 Hartmann (52./60./88.). 
Zuschauer: 1200.

zum Artikel "Durcha Netz geblinzelt" in der Schwäbischen Zeitung