Schwäbische Zeitung 05.06.07
Durchs Netz geblinzelt
Von Baustetter Feiern und Rots Frust

Von Andreas Wagner und Reiner Schick

Je näher das Ende der Fußball-Saison rückt, desto mehr Entscheidungen sind gefallen. Als vierter Meister im Bezirk Riß gesellte sich am Wochenende der SV Baustetten II zu den bereits feststehenden Kreisliga-Titelträgern SV Eberhardzell, TSG Achstetten II und SV Aßmannshardt. Auch am Tabellenende, wo es für die Betroffenen weniger erfreulich ist, sind schon etliche Würfel gefallen. So steht nach dem TSV Attenweiler mit dem FV Rot ein zweiter Absteiger fest.
 
Nägel mit Köpfen hat der SV Baustetten II am Sonntag auf dem Sportplatz in Reute gemacht. Nach dem 3:1-Sieg beim FV Biberach II-Reute und dem Titelgewinn in der Kreisliga A, Staffel 2, gab‘s kein Halten mehr. Umjubelt von ihren rund 150 mitgereisten Fans läuteten die Baustetter Spieler die erste Feierrunde ein, die mitgebrachten Sektflaschen waren nach dem Abpfiff rasch zur Hand. Nach dem Appetithappen vor Ort fuhr der Tross des neuen Meisters nach Baustetten zurück, um im Vereinsheim die zweite Runde zu starten. „Wie an jedem ersten Wochenende im Monat wurde Hähnchen serviert“, sagte Stürmer Christoph Hettich. Auch nach dem Essen war nicht Schluss. „Um halb eins war das Sportheim knallvoll.“ Und so mancher hielt es dem Vernehmen nach bis in die Morgenstunden aus.
Im Laufe der Saison hatten Baustettens Kreisliga-Fußballer viele 
Gegner nass gemacht, als Meister waren sie nun selbst dran. 
Foto: Strohmaier
Das Ende der Feierlichkeiten war dies nicht beim SV Baustetten. Trainer Markus Baur kündigt für die Zeit vor und nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Samstag gegen Stafflangen ein ausgewogenes Festprogramm an. Zum Einlaufen der Mannschaften soll die Musikkapelle spielen, anschließend wird der Wimpel überreicht. Zum zweiten Mal, da Staffelleiter Erich Lämmle (Ringschnait) dem SVB das wertvolle Stück schon nach dem Spiel in Reute überreichte. Lämmle hatte zuvor dem Reservemeister SV Baustetten die Trophäe gegeben und den Wimpel für die Kreisligamannschaft vorsorglich gleich mitgebracht. Zur Überraschung von Markus Baur und seinen Spielern, die erst am letzten Spieltag mit der Übergabe rechneten. „Auf eigenem Platz wäre das schöner gewesen“, so Baur. Deshalb wiederholt man in Baustetten die Prozedur – nun nicht mit Lämmle, der verhindert ist, sondern mit Willi Schaible, der ohnehin zur Wimpelübergabe vorgesehen war, falls die Entscheidung über die Meisterschaft nicht schon in Reute gefallen wäre.
Nach dem Spiel, das die Baustetter noch ernst nehmen – Baur: „Es werden viele Zuschauer da sein, und bei einem Sieg feiert es sich besser als bei einer Niederlage“ – startet ein Autokorso durch den Ort. Mit dabei soll der WM-Bus des SV Reinstetten sein, den die Baustetter anmieten. Der Bus ist mit seiner Plattform eignet sich für Triumphfahrten aller Art. Die noch triumphaler ausfallen könnte, sollte die Verbandsliga-Mannschaft des SV Baustetten, die vor der „Zweiten“ gegen Kirchheim antritt, den Verbleib in der Liga sichern. Markus Baur hofft, dass es so kommt: „Das wäre ideal, wenn die Erste das schaffen würde.“
So ein Abstiegskampf ist eine nervenaufreibende Sache, und da wundert es wenig, dass bei manchen Spielern mitunter die Nerven blank liegen. Seit Sonntag steht der FV Rot als Absteiger aus der Kreisliga A, Staffel 2, fest, und FVR-Torjäger Ralf Seifert machte diese Tatsache offenbar derart zu schaffen, dass er bei der 1:3-Niederlage in Stafflangen erst seinen Gegenspieler, dann den Schiedsrichter mit unfeinen Worten bedachte und dafür sozusagen doppelt „Rot“ sah. Erst den entsprechenden Karton vom Schiedsrichter, dann selber vor Zorn. Beim Verlassen des Spielfeldes trat er, beschimpft von den gegnerischen Zuschauern, mit derartiger Wucht gegen eine Werbebande, dass in dieser ein tiefes Loch klaffte – ganz nach dem Vorbild Jürgen Klinsmann, der einst nach einer Auswechslung beim FC Bayern München eine Werbetonne zertrümmerte. Während Klinsi später Bundestrainer, WM-Dritter und -Bundesverdienstkreuzträger wurde, löste Seifert mit seiner Tat bloß einige Zuschauer-Tumulte und eine Schadensersatzforderung des SV Stafflangen aus. Ungerechte Fußball-Welt.
Der Torjäger fehlt dem FV Rot nun am letzten Spieltag am kommenden Samstag im Rottalderby gegen den SV Burgrieden, was den noch gegen den Abstieg kämpfenden Gästen durchaus entgegen kommen dürfte. Beide Teams trafen vor wenigen Jahren schon einmal in einem wichtigen Spiel aufeinander, und damals hätte der SV Burgrieden die Roter mit einem Sieg in die Kreisliga B stürzen können. Hartnäckig hält sich in diesem Zusammenhang das Gerücht, dass der in Rot geborene Pfarrer Moosmayer damals während der Heiligen Messe in Burgrieden den SVB gewissermaßen um Gnade für den FVR gefleht hatte. Jetzt ist man im unteren Rottal auf Hochwürdens Fronleichnams-Predigt gespannt.

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